Am 19. Februar 1914 erschien in Bruneck („Bruneck, Pustertal, Tirol, Austria, Europe“) in der Buchdruckerei Mahl die Faschingszeitung Brunecker Schlutz-Krapfen. Als Kaufpreis ist auf der Titelseite angegeben: „So gering, daß Jeder zwei Stück nimmt“. Die Auflage wäre „vollkommen genügend“, und die Schriftleitung hätten „Freiwillige[n] und Unfreiwillige[n]“ innegehabt, die offenbar nach dem Motto arbeiteten: „Die Freiwilligen sind die Klopfer, die Unfreiwilligen die Opfer!“
Die Zeitung, die als „bestes Mittel“ und „unfehlbare Hilfe gegen Schwiegermütter‑, Hagel‑, Wasser‑, Feuer‑, Blitz‑, Sterbe‑, Heirats‑, Kindersegen- und Trichinengefahr“ angepriesen wird, enthält allerhand Informatives und Amüsantes, nimmt in aller Scherzhaftigkeit und Witz aber auch Bezug zum aktuellen Weltgeschehen, etwa auf die Burenkriege und auf Begebenheiten von lokalem Interesse wie den Bau der Regionalbahn Bruneck-Sand in Taufers. Die Eröffnung des von Paul Tschurtschenthaler initiierten Heimatmuseums wird ebenso satirisch aufgearbeitet wie die Gründung des Schiklubs oder der beginnende Autoverkehr in der Stadt.
Zwei Seiten sind mit mehr oder weniger originellen Werbeanzeigen gefüllt, die die Lesenden der Zeit wohl amüsierten, für unsere heutigen Gewohnheiten hingegen einen etwas sperrigen Humor darstellen, der sich manchmal auf den zweiten Blick, manchmal gar nicht erschließt.
Bemerkenswert ist jedenfalls die Tatsache, dass es in Bruneck eine eigene Faschingszeitung gab. Dass diese aber auch in den folgenden Jahren aufgelegt wurde, als in der Stadt und im Pustertal zunehmend die Folgen des Ersten Weltkrieges spürbar waren, ist zu bezweifeln.