1869: Essbare Käfer

Im Jahr 1869 bestätigte Johann Huber als Ver­wal­ter des Bru­neck­er Stadt­spi­tals mehrmals, größere Men­gen gesam­melter Maikäfer erhal­ten zu haben. Mit diesem Schreiben vom 24. Mai etwa quit­tierte er für 38 ½ „Maßl“ Maikäfer, welche die Kinder des Gürtlers Franz Bach­lech­n­er abgegeben hat­ten. Eine weit­ere Quit­tung stellte er am sel­ben Tag für Maria Joas aus, die sog­ar 133 ½ „Maßl“ Maikäfer an das Spi­tal geliefert hat­te (ein „Maßl“ entsprach in Bru­neck etwa einem Gefäß, das 1,5 Liter fasst).

Maikäfer gehörten im 19. Jahrhun­dert zu den weni­gen Insek­ten, die als Nahrungsmit­tel gal­ten. So find­en sich in alten Kochbüch­ern bisweilen Rezepte für Maikäfer­suppe, die für ner­ven­stärk­end gehal­ten oder als beson­dere Diät bei Blu­tar­mut emp­fohlen wurde. Die Ver­wen­dung von Insek­ten, speziell von Käfern für die men­schliche Nahrung war immer eng an den volksmedi­zinis­chen Gebrauch gekop­pelt. Maikäfer wur­den etwa auch zu Pul­ver zer­rieben, das gegen Epilep­sie helfen sollte. In Rotwein gesot­tene Käfer waren ange­blich ein Mit­tel gegen Ble­ich­sucht (Eisen­man­gel, Blu­tar­mut).

Im Bru­neck­er Spi­tal kamen die geliefer­ten Maikäfer somit in zweifach­er Hin­sicht gele­gen: Ein­er­seits als saisonale Ergänzung der Nahrung und ander­er­seits als Naturheilmit­tel, von dem man sich Lin­derung von Beschw­er­den erhoffte.


Lit­er­atur:

  • Peter Früh­wirth: Der Feld-Maikäfer – Grün­land­wirtschaft mit dem Enger­ling. Ein Hand­buch. Her­aus­gegeben von der Land­wirtschaft­skam­mer Oberöster­re­ich, Linz 2016, S. 72.
  • Bern­hard Klaus­nitzer, Wun­der­welt der Käfer, Berlin/Heidelberg 2019, S. 81–82. Online ein­se­hbar hier.

Bild­nach­weis (Maikäfer): SeSchu: Maikäfer­weibchen auf Som­mer­hut. Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Aus den Beständen, Fundstücke, Stadtgeschichte abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.