Georg-Kaneider-Straße

Die Straße wurde mit Gemeinderatsbeschluss Nr. 111 vom 19. Mai 1988 benannt.

Sie trägt den Namen des Webers Georg Kaneider (1864-1911).

Er wurde in Onach als Sohn eines Bauern geboren. Von Jugend an beschäftigte er sich mit der Musterweberei auf alten Schaftwebstühlen, die von Bauern zum Weben von Loden und Leinen verwendet wurden.

1893 wurden seine „Handwebereien“ auf der Tiroler Landesausstellung in Innsbruck präsentiert. Für das Jahr 1895/96 erhielt er ein Stipendium von 60 Gulden für den Besuch der Webfachschule in Schluckenau (Böhmen).

Nach Tirol zurückgekehrt, heiratete Kaneider in Brixen 1899 die aus Obervintl stammende Dienstmagd Kreszenz Unterpertinger, mit der er vier Kinder hatte, von denen nur eines das Kleinkindalter überlebte. Der Weber betrieb als Erster im südlichen Tirol das Gewerbe der Kunstweberei mit einem Jacquard-Webstuhl. Sein Betrieb wurde vom Tiroler Landesausschuss subventioniert und bot Kurse an, für die sich Interessenten um Stipendien bewerben konnten.

Nach dem Tod seiner Frau übersiedelte Kaneider 1904 von Brixen nach Stegen, wo er das Hinterhellgütl kaufte und darin eine Weberwerkstatt einrichtete. 1905 heiratete er Anna Stadler aus Pflaurenz, mit der er weitere fünf Kinder hatte. In seiner Kunstweberei produzierte er hauptsächlich Tischdecken und Möbelstoffe nach eigenen Entwürfen. Da Kaneider seine Aufträge nicht mehr allein bewältigen konnte, stellte er seinen Mitschüler aus der Webfachschule, Franz Ulbrich aus Reichenberg in Böhmen, als Gehilfen ein.

1911 starb Georg Kaneider an Typhus und hinterließ seine Frau und die Kinder in ärmlichen Verhältnissen, worauf Franz Ulbrich die gesamte Werkstatteinrichtung pachtete.

1923 übernahm der wie Ulbrich aus dem Sudetenland stammende und zuerst in der Tuchfabrik Mössmer beschäftigte Josef Franz den Betrieb, beschäftigte Kaneiders Sohn Alois bei sich und arbeitete zunächst mit Ulbrich zusammen, bevor er 1931 eine eigene Kunstweberei in der damaligen Bahnhofstraße (heute Michael-Pacher-Straße) errichtete. Franz Ulbrich erbaute einen eigenen Firmensitz am Rienzdamm (heute Tielt Promenade).

1935 machte sich Alois Kaneider in der Werkstatt seines Vaters selbständig, bevor er nach Kufstein übersiedelte.

Die Kunstwebereien Ulbrich und Franz gibt es noch heute in Bruneck.


Literatur:

Georg Kierdorf-Traut, Kunstweber im Puster- und Gadertal, in: Der Schlern 40. Jg. (1966), Heft 5, S. 221-225.